Die Sage vom Schwarzen Berg

Der sagenumwobene Schwarze Berg, ein Endmoränenrücken (65 m hoch, 700 m lang) besteht aus weißem Sand und ist denkmalgeschützt. Um ihn herum gibt es stille Wanderwege, die Radduscher KITA führt dort ihr Waldprojekt durch. Er gilt auch als beliebtester Rodelberg in der näheren und weiteren Umgebung, denn der Spreewald ist ein extrem flaches Gebiet.

In der Spreewaldgemeinde Raddusch, die unmittelbar am westlichen Rand des Oberspreewaldes liegt, gibt es inmitten der flachen Spreewaldlandschaft einen Höhenzug, der 65 Meter über dem Meeresspiegel gelegen die gesamte Landschaft überragt. Er entstand in der Eiszeit und wird seit jeher im Volksmund der "Schwarze Berg" genannt. Aber diese Bezeichnung scheint recht sonderbar zu sein, denn der gesamte Berg besteht aus weißem Sand. Dazu hat sich über Jahrhunderte die folgende Sage im Volksmund erhalten:

"Vor vielen, vielen Jahren soll hier am Rande des Spreewaldes ein böser Riese sein Unwesen getrieben haben. Er richtete in der Umgebung schwere Schäden an und vergrößerte die allerorts herrschende Not unter den hier lebenden Wenden. Keiner konnte gegen ihn etwas ausrichten. Angst und Schrecken herrschten unter der Bevölkerung. Zu dieser Zeit kehrte ein junger Schneider aus Raddusch nach vielen Jahren der Wanderschaft wieder in die Heimat zurück. Schon unterwegs hatte er vom Treiben des Riesen gehört. Als er nun in die Nähe seines Heimatdorfes kam, begegnete er dem Riesen. Der Schneider legte sich mit ihm an, und es kam zu einem heftigen Streit. Aus der Radduscher Siedlung kamen immer mehr Menschen zum Ort der Streithähne herbei geeilt. Der Schneider, der weite Wege im Flachland gewandert war und viel Sand in seinen Stiefeln hatte, glaubte, es mit dem Riesen aufnehmen zu können. Er sprach den Riesen frech an: »Du, Großer, wer bist du schon, der du den Menschen soviel Angst einjagst. Ich habe die ganze Welt gesehen, und nur der Sand, den ich in meinen Stiefeln habe, wird dir zeigen, wie gut ich die weite Welt kenne !« Daraufhin begann der Riese lauthals zu lachen. Der Schneider aber glaubte, ihn überlisten zu können und drängte auf den Abschluss einer Wette. Er sprach: »Wer von uns beiden mehr Sand in den Stiefeln hat, der kann hier in der Gegend bleiben. Wer aber weniger Sand in den Stiefeln hat, muss die Gegend verlassen und sich eine neue Heimat suchen .« Lächelnd stimmte der Riese der Wette zu. Nun schüttete der Schneider seine Stiefel aus. Zwei kleine Häuflein weißen Sandes blieben auf dem Boden liegen. Der Riese brach in ein fürchterliches Gelächter aus, dass es dröhnte, als ob sich ein großes Gewitter austobe. Jetzt begann der schwerfällige Riese seine Stiefel auszuschütten. Mühsam zerrte er seine Stiefel von den Füßen und sagte zum Schneider: »lch habe so viel Sand in meinen Stiefeln, dass ich dir ein Grab bereiten kann. « Als der Schneider darüber nur lachte, wurde der Riese zornig. Er nahm einen Stiefel und schüttete ihn über dem Schneider aus, dann den anderen. In den beiden Stiefeln aber war so viel Sand, dass der Schneider darunter begraben wurde. Der Riese lachte, dass es nur so durch den Spreewald schallte. Die Menschen aber waren traurig und weinten bitterlich um den Schneider."

Heute erfreut dieser Berg besonders die Kinder, wo sie im Winter rodeln und Ski fahren können. Der Sand wurde unter anderem als Filterkies zum Bau der beiden Braunkohlekraftwerke Lübbenau und Vetschau in den fünfziger und sechziger Jahren genutzt.

(Sage nacherzählt von Manfred Kliche, Das Spreewalddorf Raddusch, Domowina-Verlag 1994)


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